Dunstet Quecksilber tatsächlich aus der Füllung heraus?

Beim Umgang mit diesem auch politisch aufgeladenen Thema ist es kaum verwunderlich, dass die Informationen einander oft widersprechen. Seit Jahrzehnten wird die Problematik heftig debattiert, und dabei lassen sich zwei Lager ausmachen. Die Amalgam-Lobby, vertreten meist durch Gesundheitsbehörden und Krankenkassen, hält daran fest, dass Amalgamfüllungen absolut sicher sind, auch wenn in seltenen Fällen Menschen „allergisch“ auf das darin enthaltene Quecksilber reagieren können. Das Gegen-Amalgam-Lager wiederum vertritt die Auffassung, dass mehr Forschungsarbeit notwendig ist, um die Wahrheit zu ermitteln.

Die Gegner der Verwendung von Amalgam halten dagegen, dass das in den Amalgamfüllungen enthaltene Quecksilber für den Organismus schädlich und für eine ganze Reihe an Nebenwirkungen und gesundheitlichen Leiden verantwortlich ist. Beide Seiten stützen sich auf verschiedene internationale Studien und Forschungen, die die Auswirkungen von Quecksilber auf den menschlichen Organismus in unterschiedlicher Weise beurteilen.

Wo liegt also die Wahrheit? Unumstritten in beiden Lagern ist die Schädlichkeit von Quecksilber für den menschlichen Körper ab einer bestimmten Konzentration. Das beweisen mittlerweile viele internationale Studien sowie die daraus resultierenden Richtlinien, die die Nutzung des Schwermetalls zunehmend einschränken. Zankapfel in der Debatte ist nur, ob und in welchen Mengen das in den Füllungen gebundene Quecksilber freigesetzt wird und ob diese Mengen kumuliert ausreichen, um ernsthafte gesundheitliche Schäden am Menschen auszulösen.

Bereits im Jahre 1882 wurde von C. Talbot die Verdampfung von Quecksilber aus Amalgam nachgewiesen. Der Berliner Professor Alfred Stock berichtete 1926 in der Zeitschrift für angewandte Chemie in einem umfassenden wissenschaftlichen Artikel über die Gefahr, die von Quecksilber ausgeht, insbesondere konnte er durch Laboruntersuchungen beweisen, dass Amalgamfüllungen dauerhaft Quecksilberdampf freisetzen. Sein Fazit lautete:

… Unzweifelhaft lassen solche Füllungen wie hier im Laboratoriumsversuche auch im Munde langsam Quecksilber verdmpfen und verleihen der eingeatmeten Luft einen kleinen Quecksilbergehalt, der auf die Dauer schädlich wirken muß….

Desweiteren empfahl er in seiner Studie folgendes:

“Die Zahnheilkunde sollte auf die Anwendung von Amalgamen als Füllmittel ganz oder doch überall dort verzichten, wo es nur irgend möglich ist. Es unterliegt keinem Zweifel, daß viele Beschwerden, Mattigkeit, Mißmut, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Gedächtnisschwäche, Mundentzündungen, Durchfälle, Appetitlosigkeit, chronische Schnupfen und Katarrhe, manchmal von dem Quecksilber verursacht sind, das dem Körper aus Amalgamfüllungen zwar in kleiner Menge, aber dauernd zugeführt wird. Die Ärzte sollten dieser Tatsache ernsteste Beachtung schenken. Es wird sich dann wahrscheinlich herausstellen, daß die leichtsinnige Einführung der Amalgame als Zahnfüllmittel eine arge Versündigung an der Menschheit war.”

Der aus Amalgamfüllungen erzeugte Dampf wird in hohem Maß in die Lunge aufgenommen. Das aus den Amalgamfüllungen verdampfte Quecksilber, nach dem Kauen in der Atemluft gemessen, überschreitet bei vielen Personen die technisch zulässigen Werte (Svare et al, 1981; Patterson et al, 1985; Vimy, 1985 a, b). Zurzeit ist jedoch keine Studie bekannt, laut der aus Amalgamfüllungen gar kein Quecksilberdampf austritt.

Aus gesellschaftlicher Sicht trägt die Amalgamproblematik kaum dazu bei, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Behörden, Gesundheitswesen und Krankenkassen zu stärken. Nahezu jeder halbwegs gebildeter Mensch weiß, dass Quecksilber giftig und dass dieser Stoff fester Bestandteil von zahnärztlichem Füllungsamalgam ist. Es ist kein Geheimnis, dass Quecksilber überall als giftig eingestuft wird – außer wenn es als Bestandteil von Amalgamfüllungen in den Zähnen eingesetzt wird und neulich auch in Energiesparlampen, in denen es scheinbar ebenfalls für unbedenklich gehalten wird.

Patienten ist es nicht erlaubt, ihre eigenen mit Amalgam gefüllten gezogenen Zähne vom Zahnarzt nach Hause mitzunehmen, mit dem Argument, sie seien gefährliche umweltschädliche Abfälle. In Krematorien müssen Filter installiert werden, um giftige Quecksilberdämpfe abzufangen. Zahnarztpraxen sind verpflichtet, die Amalgamrückstände mit speziellen Abscheidern aus dem Abwasser zu filtern, bevor dies in der Kanalisation gelangt. Wieso wird gerade im Mund die Wirkung dieser toxischen Substanz von den Gesundheitsbehörden als nicht gefährlich eingestuft?

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